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Erscheinungswelt und Geistesmacht >Spiegelbild<
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Autor:  berita94 [ Sonntag 26. Juni 2016, 16:58 ]
Betreff des Beitrags:  Erscheinungswelt und Geistesmacht >Spiegelbild<

Zitat:
Spiegelbild

Auch denen unter Ihnen, die nie über philosophische Probleme nachgedacht haben, wird die folgende Wahrheit, sobald sie vor sie hingestellt ward, augenblicklich einleuchten: daß es nicht die Welt an sich ist, die wir erfahren, sondern ihr Spiegelbild im Bewußtsein. Genau so, wie wir unser eigenes Gesicht nur im Spiegel sehen können, genau, so erfahren wir nicht eigentlich die Dinge selbst, sondern die Art, wie sie unser Bewußtsein affizieren. Dieser Umstand ändert nichts am Wirklichkeitscharakter der Welt, denn Dasein ist überhaupt nur als Erfahrbarkeit zu definieren. Aber er beweist allerdings, daß jene für sich und unsere Vorstellung von ihr zweierlei sind, auch wo sie sich untereinander decken. Das erfahrende, aufnehmende Bewußtsein hat es nun allein mit dem Reiche jener zu tun. Daher KANTS berühmte Lehre, daß unsere Welt Vorstellung ist, und deren prägnanteste Ausgestaltung dahin, daß die Natur aus Erscheinungen besteht, die nach Gesetzen zusammenhängen. In der Tat führt keine mögliche Erfahrung hinter die Spiegelbilder des Wirklichen, die das Bewußtsein liefert. Dies gilt nicht allein von der Erfahrung der Außenwelt, sondern auch dessen, was in und durch uns geschieht. Auch das, was wir selbst erschaffen und tun, wird uns, sobald es getan ist, zur Erscheinung, und vorher sind wir uns seiner als eines Tatsächlichen nicht bewußt.

Diese unbestreitbaren Aussagen erschöpfen aber die Wirklichkeit nicht. Die ganze Naturlehre, sofern sie Phänomenologie ist, das heißt den Zusammenhang der Erscheinungen nach Gesetzen darstellt und begreift, ist eine Lehre vom Spiegelbild; und mag man nun logisch noch so unanfechtbar nachweisen, daß es uns versagt ist, hinter den Spiegel zu blicken — ein Jenseits seiner existiert. Wie das Ich ein Du postuliert, wie das Dasein eines Jenseits des Spiegels im Fall jedes einzelnen Subjekts unmittelbar gewiß ist, und im Falle anderer zwar niemals unmittelbar erwiesen, aber ebenso wenig geleugnet werden kann, so existiert alle Wirklichkeit nicht nur für uns, sondern auch für sich — sei dies in noch so verschiedenartiger Form; die Erscheinung bedeutet nirgends die letzte Instanz. Überall wird sie durch irgend etwas hervorgebracht, was an sich nicht erscheint, was als absolute Wirklichkeit angesprochen werden muß. Über diese, soweit sie das Wesen der Außenwelt bezeichnet, will ich hier nichts sagen. In unserem Fall ist sie zweifelsohne eine geistige Macht. Diese vermag die Welt der Erscheinungen nicht allein zu erkennen, sondern zu erschaffen, zu lenken, zu verändern, zu verändern aus einem dunklen, an sich nicht erscheinenden Machtgrunde heraus. Im Fall der Erscheinungen, die ihren Seinsgrund in uns haben (unserer eigenen Vorstellungen, Taten usw.) vermögen wir dies unmittelbar; in allen anderen Fällen wenigstens mittelbar, durch willensbestimmte Intelligenz, indem wir die Erscheinungswelt zwingen, sich anders zu entwickeln, als sie es, sich selbst überlassen, getan hätte. Sieht man die Welt nun aus diesem Gesichtswinkel an, so besteht sie nicht aus Erscheinungen, sondern aus Entscheidungen. Das heißt, jede Erscheinung setzt zu ihrem Dasein prinzipiell eine Entscheidung voraus. -MEHR im link-


http://schuledesrades.org/palme/schule/kunst/?Q=4/7/59/34

Autor:  Hasha [ Dienstag 28. Juni 2016, 19:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Erscheinungswelt und Geistesmacht >Spiegelbild<

Du postest wirklich interessante Beiträge.

Autor:  berita94 [ Mittwoch 29. Juni 2016, 06:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Erscheinungswelt und Geistesmacht >Spiegelbild<

Schön, dass sie dir gefallen Hasha ... und evtl. auch zum Nachdenken anregen :P

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