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 Betreff des Beitrags: Blaue Pillen im Briefkasten:
BeitragVerfasst: Dienstag 8. Mai 2007, 11:05 
Halloalle,

Blaue Pillen im Briefkasten:

Tagtäglich landen dubiose Angebote für Software, Uhren oder Potenzmittel im E-Mail-Postfach. Was passiert eigentlich, wenn man sich tatsächlich mal eine Packung billiges Viagra bestellt?


Eine Mail wie viele hundert andere: Ein unbekannter Absender verspricht billige Medikamente. Valium, Prozac, Viagra. Dazu ein Link auf eine Internetseite, das war's. Schreiben wie diese erreichen tagtäglich Millionen von Empfängern, werden gefiltert, gelöscht und manchmal offenbar sogar gelesen. Irgendwie muss sich Spam ja lohnen. In einer Umfrage der „Business Software Alliance“ aus dem Jahr 2004 wurden Internetnutzer gefragt, ob sie schon mal Produkte gekauft oder Dienstleistungen genutzt haben, die in einer Spam-Mail beworben wurde. 43 Prozent der Befragten in Deutschland antworteten mit: „Ja“. Also sind die Angebote nicht nur leere Versprech ungen? "Keineswegs", sagt Tom Gillis vom Software-Hersteller Ironport Systems. "Dahinter steckt eine Industrie mit riesigen Umsätzen."


Mit seinem Analysten-Team untersuchte Gillis kürzlich den Verlauf einer Spam-Attacke und versuchte herauszufinden, wer dahinter steckt. Mit Hilfe der Antispam-Technologie von Ironport fand das Team heraus, dass die Werbe-Mail für Medikamente vom Absender "Ajeet Tatham" Teil eines riesigen, weltweiten Angriffs war - 1,5 Milliarden Mails führen zu einem Absender. Aus verschiedenen Merkmalen errechnete der Computer, welche Nachrichten vom gleichen Absender stammten. "Insgesamt haben wir über 1,5 Milliarden Nachrichten in zwei Wochen gezählt", sagt Gillis, "sie wurden von mehr als 100.000 Mailservern aus verschickt, in 119 Ländern. Die meisten davon waren Computer ahnungsloser Nutzer, deren Rechner durch Trojaner oder Viren zu sogenannten Botnetzen zusammengeschlossen worden w aren." Der Inhalt der Mails variierte, etwa alle zwölf Minuten änderte sich der Text, um Filtersoftware auszutricksen. Die Links verwiesen auf über 1500 verschiedene Webadressen, auf über 100 verschiedenen Servern und letztendlich zu 15 verschiedenen Webseiten. "Alle Seiten sahen unterschiedlich aus, aber sie besaßen alle bestimmte Merkmale, sozusagen einen Fingerabdruck, der auf einen einzigen Absender hinwies", erzählt Gillis.


Alles nur geklaut?


Die Webseiten, auf denen die Medikamente angeboten werden, sind professionell gemacht. Auf "My Canadian Pharmacy" findet sich sogar die ergreifende Firmengeschichte: Zwei kanadische Ärzte waren von den amerikanischen Gesetzen frustriert, deshalb beschlossen sie, einen Online-Handel aufzubauen, der den Zugang zu günstigen Medikamenten erleichtert. Ein plausible Erklärung. Diverse Siegel der US Ge sundheitsbehörde und eine Adresse des Büros steht auf der Webseite, dazu Fotos vom Auslieferungslager, dem eindrucksvollen Hauptsitz in Kanada, E-Mail-Adressen für Rückfragen. Alles ganz normal. Und frei erfunden. "Unsere Mitarbeiter fuhren zu der Adresse in Toronto, die auf der Webseite angegeben war", sagt Tom Gillis. Statt des pompösen Bürogebäudes fanden sie ein leerstehendes Gebäude in einer zwielichtigen Gegend, daneben ein Sandwich-Shop und ein Parkplatz. Von einem großen Pharma-Zwischenhändler keine Spur.


Einmal um die halbe Welt:


Die Webseite im Internet, angeblich von kanadischen Ärzten betrieben, hatte einen anderen Ursprung. "Wir fanden heraus, dass die Webseite von einer Firma in Kalifornien betrieben wurde", erzählt Gillis. "Die Firmenadresse stellte sich dann aber als Postamt heraus, wo der Betreiber offenbar ein Sch ließfach besaß." Für Tom Gillis und seine Crew endete hier die Recherche. Sie hatten keine Möglichkeit, das Postfach öffnen zu lassen, um herauszufinden, wer hinter der dubiosen Firma steckt. "Wir übergaben unsere Recherche-Ergebnisse dem FBI, die sehr interessiert daran war." Die Ermittlungen laufen noch. Doch so einfach wollte sich Gillis' Team nicht geschlagen geben. Sie nahmen Kontakt mit den angeblichen kanadischen Ärzten von "My Canadian Pharmacy" auf und gaben vor, an Viagra interessiert zu sein. "So schwierig es war, die Spur zu verfolgen, so sehr waren diese Leute plötzlich nun an uns interessiert", sagt Gillis. Die falschen Ärzte lassen nicht mehr locker, schicken wiederholt E-Mails, um die angeblichen Kunden zu einem Abschluss zu bewegen. "Wir gaben ihnen falsche Kreditkartendaten, um zu testen, was passieren würde. Sie kontaktierten uns sofort und baten um die richtigen Daten." Hätten die falschen Ärzte lediglich eine Kreditkartennummer au sspionieren wollen, hätten sie sich vermutlich nie wieder gemeldet. Stattdessen hatten sie tatsächlich Interesse daran, etwas zu verkaufen.


Potenz aus dem Klarsichtbeutel:


Nachdem klar ist, dass tatsächlich ein Lieferant hinter dem Angebot steht, bestellen die Ermittler: Zwölf Potenzpillen sollen es sein, als Viagra angeboten, bezahlt per Kreditkarte. Schon wenige Tage später trifft die Sendung ein. Ein handschriftlich adressierter Umschlag, darin ein Klarsichtbeutel voller blauer Pillen. "Was sehr lustig war: Die Tabletten kamen zwar lose in diesem Beutel, aber der komplette, lange Beipackzettel lag bei", schildert Gillis. Eine Analyse im Labor soll Klarheit über die Inhaltsstoffe bringen. Die gute Nachricht: Es sind keine gesundheitsschädlichen Stoffe zu finden. Die schlechte: Wirkstoffe sind ebenfalls keine enthalten. Die Tabletten sind ei n Placebo. Auf seiner Webseite warnt Pfizer, der Hersteller von Viagra, vor Fälschungen im Internet. Vor billigen Angeboten solle man sich hüten, heißt es dort: "Wenn der Preis zu günstig ist, um wahr zu sein, ist er es in der Regel auch". Gegen Spam, in dem für Produkte von Pfizer geworben wird, geht das Unternehmen juristisch vor. "Bei Viagra handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel, für das wir im medizinischen Laienbereich keinerlei Werbung machen", sagt Franziska Theobald von Pfizer Deutschland. "Wir empfehlen dringend, weder Viagra noch ein anderes Medikament zu erwerben, das in Spam-E-Mails angeboten wird." Oft könne man Fälschungen schon daran erkennen, dass "generisches Viagra" angeboten werde, also Medikamente gleicher Wirkung von anderen Herstellern. "So ein Produkt gibt es nicht", steht auf der amerikanischen Webseite des Unternehmens. Offenbar vertrauen nicht alle Abnehmer der Potenzpille auf diese Versicherung.


Die Spur führt nach Indien:


Kurioserweise steht auf dem Umschlag, mit dem die Sendung an Gillis' Team eintraf, eine Absenderadresse. "Aus Vorsicht beauftragten wir einen Detektiv damit, die Adresse für uns zu kontrollieren", sagt Gillis. Es stellt sich heraus, dass der Umschlag offenbar aus einem Appartmenthaus in Mumbai stammt. Ganz in der Nähe befindet sich eine Fabrik, die im Verdacht steht, Medikamenten-Plagiate herzustellen. "Wir stellten uns die Frage, ob der Absender wirklich nur so dumm war seine Adresse anzugeben, oder ob mehr dahinter steckt", so Gillis. Tatsächlich kontaktieren die Lieferanten noch mehrmals den vermeintlich potenzschwachen Käufer und geben sich besorgt um dessen Wohlergehen. Ob denn alles in Ordnung sei will man wissen und - natürlich - ob man an weiteren Lieferungen interessiert sei. "Wir vermuten, es gibt sehr oft Folgebestell ungen aufgrund dieser Nachsorge und der Informationen auf dem Umschlag", sagt Gillis.


Ermittlungen über mehrere Länder hinweg!


Für die Ermittlungsbehörden sind Spammer nur sehr schwer zu fassen. Im Fall der Viagra-Lieferanten müssten sie über mehrere Ländergrenzen hinweg ermitteln, bei einer sehr dünnen Beweislage. "Die Spammer verwischen ihre Spuren wo es nur geht, man kann ihnen kaum etwas nachweisen", sagt Gillis. So würden E-Mails über mehrere Stationen umgeleitet und seien nur schwer zurückzuverfolgen. "Leider können wir nicht feststellen, wie viele Empfänger auf Spam-Mails antworten", bedauert Gillis. "Aber im Prinzip ist es wie bei der Werbung, die Nachts im Fernsehen läuft. Man fragt sich: Wer kauft den Multischneider oder den Bauchweg-Gürtel? Aber offenbar gibt es solche Leute und zwar so viele, dass es sich lohnt di ese Werbung zu schalten." Also bezahlen die Hersteller so lange für Werbung, bis der Preis dafür höher ist, als das erzielte Ergebnis. Bei Spam gibt es keine Kosten. Spammer schicken einfach immer mehr Werbemails, so lange, bis jemand bestellt. Und wenn irgendwo wieder blaue Pillen im Briefkasten liegen, hat es sich gelohnt.


Quelle: Jörg Donner - Reportage Blaue Pillen im Briefkasten - Computer - sueddeutsche_de.mht (vom 15.2.2007).

Wenn Eure e-mail-Kästen auch immer schön voll sind, könnt Ihr nun verstehen warum !!!!!!!! :oops:

Grüssle Euer Berggeist


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